A.1 Resistenzen bedrohen besonders die Armen

Gesundheit ist Ziel, Voraussetzung und Ergebnis von nachhaltiger Entwicklung. Seit Jahren gehört die Förderung von Gesundheit zu den wichtigen Aufgaben der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Kindersterblichkeit, Mangel- und Fehlernährung, unbehandelte Verletzungen, Infektionskrankheiten, der fehlende Zugang zu adäquaten Medikamenten - all das trifft vor allem Menschen in ländlichen Regionen und städtischen Armenvierteln. Infektionskrankheiten wie Durchfall, Tuberkulose, HIV sowie Erkältungs- und Lungenkrankheiten sind hier oft lebensbedrohlich.


Resistenzen – ein globales Problem


Diese Ausgangslage wird durch ein akutes Problem verschärft. Seit Jahren nehmen Antibiotika-Resistenzen kontinuierlich zu. Missstände wie Fehlmedikation, Mastbeschleuniger für Tiere in der Veterinärmedizin und fehlende Forschungsansätze für neue antibiotische Wirkstoffe lassen die WHO Alarm schlagen: Ohne koordiniertes und schnelles Handeln steuert die Welt auf ein post-antibiotisches Zeitalter zu. Die Folge: Weit verbreitete Infektionen und selbst kleinere Verletzungen können töten. Schon heute sterben nach Schätzungen der WHO jährlich weltweit mindestens siebenhunderttausend Menschen, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Das Fatale: Resistente Erreger machen nicht vor Grenzen halt. Sie finden sich in Krankenhäusern genauso wie in Stallungen für Schweine und Hühner. Ein komplexes, weltweites Problem.

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EZ muss handeln  


Die Entwicklungszusammenarbeit kann mit ihrer globalen Ausrichtung und ihrer Zielsetzung für eine nachhaltige Entwicklung einen entscheidenden Beitrag leisten, um Antibiotika-Resistenzen zu vermeiden und einzudämmen. Dazu gibt es verschiedene Ansatzpunkte. Schon in der Phase der Projektentwicklung können wichtige Maßnahmen mitgedacht werden. Sind doch Wissensdefizite im Umgang mit Antibiotika ein entscheidender Faktor. So fällt dem Fachpersonal vor Ort eine Schlüsselfunktion zu. Denn wer die Richtlinien zur Anwendung von Antibiotika kennt, kann diese Medikamente auch zielgerichtet einsetzen und so der Ausbreitung von Resistenzen aktiv entgegenwirken. Kurz: die richtigen Antibiotika für den entsprechenden Keim, die richtige Dosis und die richtige Behandlungsdauer.

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Bevölkerung einbeziehen


Wer den Kampf gegen die sich ausbreitenden multiresistenten Keime gewinnen will, muss die Bevölkerung mit einbeziehen. Das fordert die WHO in ihrem globalen Aktionsplan gegen Antimikrobielle Resistenzen. Aufklärungskampagnen können beispielsweise der verbreiteten Selbstmedikation mit Antibiotika Einhalt gebieten.
Eng verzahnt mit der Gesundheitsförderung sind Projekte zur ländlichen Entwicklung und Ernährungssicherheit. Nutztiere sind in jedem dörflichen Umfeld zu finden. Hier die artgerechten Haltungsbedingungen zu fördern, verringert den Antibiotika-Verbrauch und vermeidet letztlich Resistenzen. Wie dringend notwendig ein Umdenken ist, zeigen neuere WHO-Daten. Auf der ganzen Welt steigen seit Jahren die Mengen an Antibiotika, die an Schweine, Kühe und Hühner verabreicht werden.
Gleichzeitig steht die Entwicklungszusammenarbeit vor der Frage, wie die weltweite Ernährungssicherheit bei steigender Weltbevölkerung langfristig gelingen kann. Gibt es realistische Alternativen, um in Zukunft genügend tierische Proteinquellen auch ohne intensive Tierhaltung zu erzeugen und damit ohne den massenhaften Einsatz von Antibiotika?

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Querschnittsthema in der EZ


Ob Ernährungssicherung, Krankenversorgung und Gesundheitsförderung, Hygiene, Zugang zu Trinkwasser, ländliche Entwicklung und Nutztierhaltung: Wer in diesen Bereichen der EZ arbeitet, hat auch mit Antibiotika zu tun und in Folge mit resistenten Keimen. Deren Ausbreitung wird für die ressourcenarmen Länder zunehmend zu einem Entwicklungshindernis. Umso wichtiger ist es, dass die Problematik der Antibiotika-Resistenzen als ein Querschnittsthema der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gesehen wird. Ein post-antibiotisches Zeitalter hätte dramatische Folgen: Infektionskrankheiten würden in den kommenden Jahren signifikant mehr Todesopfer fordern und weltweit erneut an erster Stelle der Todesursachen stehen.

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