A.4 WHO und UNFPA

Umsetzung von Menschenrechten

Stichworte: Aufgaben der WHO | Menschenrechte und sexuelle und reproduktive Rechte (SRGR) | Aufgaben des UN-Bevölkerungsfond UNFPA

Die WHO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen für die internationale öffentliche Gesundheit. Sie hat ihren Hauptsitz in Genf.
Ziel der WHO ist es, einen bestmöglichen Gesundheitszustand für alle Menschen zu erreichen - ohne Unterschied der Rasse/ enthnischen Herkunft, Religion, politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.
Zu den Aufgaben der WHO zählt die Bekämpfung der Erkrankungen, mit besonderem Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten, sowie die Förderung der globalen Gesundheit. Es werden regelmäßig weltweit Gesundheits- und Krankheitsdaten erhoben und analysiert und im Weltgesundheitsbericht veröffentlicht. Soziale Determinanten von Gesundheit werden untersucht und Handlungsvorschläge erarbeitet. Die WHO unterstützt den Aufbau von möglichst wirksamen und kostengünstigen Gesundheitssystemen in Entwicklungsländern, erstellt eine Liste der unentbehrlichen Arzneimittel (Model List of Essential Medicines) und setzt sich für den Zugang zu diesen Mitteln ein.
Die WHO engagiert sich auch im Bereich sexueller und reproduktiver Gesundheit. Sie erarbeitet und aktualisiert Empfehlungen zur Müttergesundheit und Gesundheit von Neugeborenen, zur Sexualerziehung, sicheren Abtreibung und zu den Kernkompetenzen im Bereich Primary Health Care. Diese Materialien können im Alltag der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe eine wichtige Unterstützung und Arbeitshilfe sein.

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Menschenrechte und sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR)

Um Menschenrechte und sexuelle und reproduktive Rechte in Einklang zu bringen, hat die WHO in Zusammenarbeit mit dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) neun zentrale Empfehlungen für PolitikerInnen, ProjektmanagerInnen, MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen und andere erarbeitet, die im Folgenden zusammenfassend dargestellt sind.

  1. Nichtdiskriminierung. Eine Diskriminierung wegen Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politische Einstellung, nationale Herkunft, Alter, Familienstand, sexuelle Orientierung muss bei der Bereitstellung von Informationen und Dienstleistungen zu Kontrazeptiva ausgeschlossen werden. (u.a..)
  2. Verfügbarkeit. Gesundheitseinrichtungen mit geschultem Personal (Basisversorgung wie Krankenhäuser) und Aufklärungsprogramme sollten in ausreichendem Maße im Land verfügbar sein. Arzneimittel und Medizinprodukte sollten vorhanden sein. Welche Arzneimittel dafür geeignet sind, zeigt die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel (Model List of Essential Medicines) der WHO, hier sind neben verschiedenen Kontrazeptiva auch die Pille danach gelistet.
  3. Zugänglichkeit. Die Gesundheitsversorgung sollte für jeden physisch erreichbar und für die NutzerInnen bezahlbar sein und alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen.
  4. Akzeptanz. Die Leistungen sollten so erbracht werden, dass die Zielgruppen auch wirklich erreicht werden. Dies heißt einen respektvollen und diskreten Umgang z.B. mit Minderheiten und einfühlsam gegenüber Gender-Aspekten. Staaten sollten in ihren Programmen und Strategien Gender-Aspekte mit berücksichtigen und vor allem Frauen in die Planung, Umsetzung und Überwachung der Strategien, Programme und Dienstleistungen einbeziehen.
  5. Sicherstellung von Qualität der Informationen und Dienstleistungen. Hierzu gehört, dass wissenschaftlich und medizinisch korrekt beraten und qualitativ gute Arzneimittel (z.B. nicht abgelaufene Arzneimittel) / Medizinprodukte zur Verfügung gestellt werden und die Ausstattung der Krankenhäuser / Gesundheitseinrichtungen angemessen ist. Es erfordert auch geschultes Personal, aber auch sicheres und sauberes Trinkwasser und eine angemessene Entsorgung.
  6. Informierte Entscheidungsfindung. Das Prinzip der Autonomie, dass sich in einer freien informierten Entscheidung zu (reproduktiver) Gesundheit ausdrückt, ist ein zentraler Bestandteil der medizinischen Ethik und in den Menschenrechten verankert. Personen müssen zwischen unterschiedlichen Verhütungsmethoden wählen können, sie sind frei darin, sich gegen einzelne zu entscheiden oder sie ganz abzulehnen.
  7. Schutz der Privatsphäre und Vertraulichkeit. Der Bereich reproduktive Gesundheit ist oft ein heikles Thema, das nicht in allen Familien oder Gemeinschaften offen diskutiert wird. Gesundheitspersonal erfährt häufig sehr sensible Informationen und soll diese vertraulich behandeln.
  8. Teilhabe. Unter Beachtung der Menschenrechte haben Länder die Verpflichtung, die aktive, informierte Teilhabe von Menschen / Individuen an Entscheidungsprozessen voranzutreiben. Dies gilt insbesondere unter Beachtung der Frauenrechtskonvention, die eine Teilhabe von Frauen auf allen Ebenen staatlicher Politik fordert.
  9. Rechenschaftspflicht. Die einzelnen Länder sind in der Pflicht, die Umsetzung der Menschenrechte in allen Programmen etc. voran zu treiben. Hierzu gehört, dass Individuen, Familien und Gruppen, einschließlich Frauen von marginalisierten Gruppen, befähigt werden ihre Rechte, reproduktive und sexuelle Rechte eingeschlossen, einzufordern.

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UN - Bevölkerungsfonds (UNFPA)

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen ist der weltweit größte Fördertopf zur Finanzierung von Bevölkerungsprogrammen. Er ist seit 1972 ein Nebenorgan der Generalsversammlung der Vereinten Nationen. Finanziert wird der Fonds aus freiwilligen Beiträgen der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen sowie aus Spenden von privaten Organisationen und Einzelpersonen. Deutschland unterstütze die Arbeit des Fonds im Jahr 2015 mit einem Beitrag von 19 Millionen Euro. Zusätzlich finanzierte die Bundesrepublik den sogenannten "Thematischen Fonds zur Müttergesundheit" mit einer Millionen Euro.

Der UNFPA arbeitet mit Regierungen und Nichtregierungsorganisationen in mehr als 150 Ländern zusammen. Er hat zudem die Federführung bei der Umsetzung der Beschlüsse der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo. Programmschwerpunkte sind: sexuelle und reproduktive Gesundheit, Familienplanung, Bildung, Gleichberechtigung der Geschlechter sowie der Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Kinder. Praktisch unterstützt die UNFPA Regierungen und lokale Initiativen, stellt Datenmaterial bereit, führt Schulungen und Informationsveranstaltungen durch. Sie kauft Kontrazeptiva und stellt sie weltweit bereit. Daneben verfasst die UNFPA jährliche Weltbevölkerungsberichte, die als Beratungs- und Entscheidungsgrundlage auf den Weltbevölkerungsgipfeln dienen.

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Fragen zu Kapitel A.4 Kapitel A.5