A.5 Entwicklungsziele

Millenium Development Goals

Stichworte: Millenium-Entwicklungsziele | Kritik an MDGs | MDGs mit Bezug zu SRGR | Die Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter (MDG 5) | Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten (MDG 6)

 

Millenium-Development Goals (MDG)

Die sogenannten MDGs setzten 15 Jahre lang den Rahmen für weltweite Entwicklungsbemühungen. Es handelte sich um einen Katalog grundsätzlicher, verpflichtender Zielsetzungen, der von 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen unterzeichnet wurde. Armutsbekämpfung, Friedenserhaltung und Umweltschutz wurden als die wichtigsten Ziele der internationalen Gemeinschaft bestätigt. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Kampf gegen die extreme Armut.

Acht Ziele sollten bis 2015 im Rahmen der UN-Millenniumserklärung erreicht werden.

  • Extreme Armut und Hunger bekämpfen (MDG 1)
  • Allgemeine Grundschulbildung verwirklichen (MDG 2)
  • Die Gleichstellung der Geschlechter fördern und die Rolle der Frauen stärken (MDG 3)
  • Die Kindersterblichkeit senken (MDG 4)
  • Die Gesundheit von Müttern verbessern (MDG 5)
  • HIV/Aids, Malaria und andere schwere Krankheiten bekämpfen (MDG 6)
  • Die ökologische Nachhaltigkeit sichern (MDG 7)
  • Eine weltweite Entwicklungspartnerschaft aufbauen (MDG 8)

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Kritik an den MDGs

Die MDGs führten zwar zu konkreten Verbesserungen wurden aber auch vielfach kritisiert. Zum einen fokussierten die MDG-Ziele ausschließlich auf Länder im globalen Süden. Zum anderen fanden globale Probleme wie Klimawandel, Umweltzerstörung oder die Folgen von Finanz-, Wirtschafts- und Nahrungsmittelkrisen keine ausreichende Berücksichtigung. Außerdem wurde bemängelt, dass nur quantitativ messbare Ziele verfolgt wurden. Zudem erschwerte eine sehr unterschiedliche Definition von Armut, den jeweils erreichten Fortschritt zu messen und die gewonnenen Daten zu vergleichen. Ebenso wenig stellten die MDGs den Bezug zu Menschenrechten her.

Die Fokussierung auf einzelne Ziele und deren isolierte Betrachtung führte dazu, dass sich Maßnahmen nur auf einzelne Sektoren konzentrierte und nicht den Gesamtzusammenhang im Blick hatten. Dabei hatten die großen Weltkonferenzen in den 1990er Jahren (siehe A.2) die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Einkommensarmut, Bildung, Gesundheit, Umweltschutz deutlich betont und in einen großen Handlungszusammenhang gestellt. Die MDGs brachen mit diesem ganzheitlichen Ansatz und etablierten ein Sektorendenken. Das kann dazu führen, dass positive Resultate trotz gewaltiger Investitionen ausbleiben: So führt der Bau von Gesundheitsstationen nicht zwangsläufig zu mehr sicheren Entbindungen und mehr Verhütungsmittel nicht zwangsläufig zu weniger Geburten.

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MDGs mit Bezug zu SRGR

Die acht MDGs haben bis auf MDG 7 (Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit) einen direkten oder indirekten Bezug zur Umsetzung von reproduktiven und sexuellen Rechten. Im Zuge des Überprüfungsprozesses der MDGs von 2006 wurde festgestellt, dass Fortschritte bei den MDGs durch das Fehlen expliziter Zielvorgaben für SRGR behindert werden. Deshalb wurde beim MDG 5 (Müttergesundheit) der „Zugang aller zur reproduktiven Gesundheit bis 2015“ als Unterziel nachträglich eingefügt. Da die MDGs im Jahr 2015 durch die nachhaltigen Entwicklungsziele abgelöst worden sind, wird hier nur auf die MDG 5 (Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter) und MDG 6 (Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten) eingegangen.

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Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter (MDG 5).

Im Rahmen des MDG 5 sollte auch der allgemeine Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen im Bereich reproduktiver Gesundheit verwirklicht werden. Die Rate der Verbreitung empfängnisverhütender Mittel, die Rate der Geburten bei Minderjährigen, die Verbreitung pränataler Untersuchungen sowie die Rate des ungedeckten Bedarfs an Familienplanungsdiensten sind im Rahmen des MDG 5 Indikatoren, die eine Verbesserung erfassen sollen.
Zentrales Element des MDG 5 ist die Senkung der Müttersterblichkeit um drei Viertel bis 2015 und die Erhöhung des Anteils der von medizinischem Fachpersonal begleiteten Geburten. Das hohe Sterblichkeitsrisiko ist vor allem in ärmeren Ländern ein großes Problem. Während in Industrieländern eine von 3.700 Frauen während der Schwangerschaft oder Geburt stirbt, trifft das in Afrika südlich der Sahara eine von 38 Frauen. Ziel der MDGs war es, die Müttersterblichkeit gegenüber 1990 um drei Viertel zu senken. Dieses Ziel wurde vor allem in den ärmsten Regionen der Welt deutlich verfehlt (siehe Grafik).





Wesentliche Faktoren sind fehlende Schwangerenfürsorge und fachliche Begleitung von Geburten. 48% aller Frauen können nicht die von der WHO empfohlenen mindestens vier Vorsorgetermine wahrnehmen. Damit hat sich die Situation gegenüber dem Jahr 2000 (58% ohne Zugang) nur wenig gebessert. In Entwicklungsländern müssen noch immer 30% der Frauen ohne qualifizierte Begleitung gebären. Dabei gibt es aber große Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Während in der Stadt nur noch 13% der Kinder ohne Hilfe von Hebammen auf die Welt kommen, sind es auf dem Lande immer noch 44%. Wohlhabende Schwangere entbanden bis zu 80% häufiger in Begleitung einer ausgebildeten Fachkraft als arme Frauen desselben Landes. Reiche und gut ausgebildete Frauen nahmen die Vorsorgeuntersuchungen wesentlich häufiger wahr.
Neben der Verbesserung der Schwangerenfürsorge, ist die Verhinderung unerwünschter Schwangerschaften und der Zugang zu Notfallkontrazeptiva (Pille danach) ein wichtiger Faktor. Noch immer haben viele Paare, die verhüten wollen, keinen Zugang zu Verhütungsmethoden (siehe Grafik). Besonders schlecht ist die Lage nach wie vor in Afrika südlich der Sahara, wo immer noch fast die Hälfte der Paare keinen Zugang zu Verhütung haben.




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Bekämpfung von HIV / Aids, Malaria und anderen Krankheiten (MDG 6)

Zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit gehört auch die Vermeidung der Übertragung von ansteckenden Krankheiten. Die Benutzung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr vermindert die Infektionsgefahr mit dem HIV-Erreger, aber auch mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Bei Wunsch nach Verhütung ist das Kondom bei richtiger Anwendung zudem eine sichere Verhütungsmethode.
Das Wissen junger Menschen um die Übertragung von HIV und die Nutzung von Kondomen bei Sex mit höherem Risiko ist in Afrika südlich der Sahara erschreckend niedrig (siehe Grafik). Dabei ist das Wissen in ländlichen Gebieten deutlich schlechter.




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Fragen zu Kapitel A.5 Kapitel A.6