B.6 "Pille danach"

Stichworte: Notfallpille | Levonorgestrel | Ulipristal | bestehende Schwangerschaft

Die so genannte „Pille danach“ (auch Notfallpille genannt) kann hilfreich sein, wenn es an fruchtbaren Tagen zu ungeschütztem Sex gekommen ist oder wenn eine Verhütungsmethode versagt hat, beispielsweise ein Kondom gerissen ist. Die „Pille danach“ verhindert den Eisprung, ggf. wahrscheinlich auch eine Befruchtung des Eis. Sie ist also keine Abtreibungsmethode. Es gibt zwei verschiedene „Pillen danach“. Die bewährte enthält das Gestagen Levonorgestrel in hoher Dosierung. Sie sollte innerhalb von zwölf Stunden nach dem Malheur eingenommen werden, jedoch nicht später als nach 72 Stunden. Je früher, desto besser. Hat sich bereits ein befruchtetes Ei eingenistet, ist das Mittel nutzlos. Bei einer Einnahme innerhalb von 24 Stunden wird etwa eine von 200 Frauen schwanger, bei Einnahme nach 48 bis 72 Stunden sind es etwa drei von 100 Frauen oder noch mehr. Sehr häufig ist mit Nebenwirkungen zu rechnen: In einer Studie traten z.B. Übelkeit bei 23 von 100 Frauen, Erbrechen bei 6 von 100, Müdigkeit bei 17 von 100 und Schwindel bei 11 von 100 Frauen auf.
Die andere, erst seit Ende 2009 angebotene „Pille danach“ enthält Ulipristal. Sie darf bis zu fünf Tage nach ungeschütztem Sex eingenommen werden, also zwei Tage länger als die Levonorgestrel-Präparate. Die Wirksamkeit ist bei späterer Einnahme (mehr als 48 Stunden) höher als bei Levonorgestrel. Die Verträglichkeit der Neuerung ist allerdings schlechter belegt. Beispielsweise fehlen ausreichende Daten zum Einfluss von Ulipristal auf bestehende Schwangerschaften. Für die ersten zwei Tage nach ungeschütztem Sex erscheint uns Levonorgestrel als bessere Alternative.

Eine bereits bestehende Schwangerschaft ist eine absolute Kontraindikation für die Pille danach. Schwerere akute oder chronische Erkrankungen (z.B. Leberfunktionsstörungen, Asthma etc.) können gegen die Anwendung der Notfallkontrazeption sprechen. In diesen Fällen ist eine ärztliche Konsultation notwendig. Bei Ulipristal ist zu beachten, dass die Einnahme der Pille erst fünf Tage nach der Anwendung von Ulipristal fortgesetzt oder begonnen werden darf, sonst ist die Wirkung von Ulipristal nicht gewährleistet.
+ Die „Pille danach“ bietet die Möglichkeit, auch nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr die Verhütung „nachzuholen“.
- Schlecht verträglich wegen hoher Hormonbelastung. Die erforderliche Levonorgestrel-Dosis entspricht 50 „Minipillen“. Ulipristal ist noch relativ neu: Die Erfahrungen sind deutlich geringer als mit Levonorgestrel. Die Einnahme der „Pille danach“ muss absolute Ausnahme bleiben. Da sie umso zuverlässiger wirkt, je früher sie eingenommen wird, ist es wichtig, dass sie schnell zugänglich ist.

nach oben

Fragen zu Kapitel B.6 Kapitel B.7