A.1 SRG

Sexuelle und reproduktive Rechte (SRG)

Stichworte: Sexuelle und reproduktive Gesundheit (SRG) | SRG und Menschenrechte | Zusammenspiel von SRG und Gesellschaft

 

Sexuelle und reproduktive Gesundheit (SRG) und Wohlbefinden sind entscheidend, damit Menschen ein verantwortliches, sicheres und erfülltes Sexualleben haben. Ganz unterschiedliche Aspekte tragen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit bei:

  • Die Möglichkeit, ein zufriedenstellendes und sicheres Sexualleben zu führen

  • Die freie Entscheidung über die eigene Fortpflanzung und darüber, ob, wann und wie oft ein Kind gezeugt wird

  • Der Zugang zu sicheren, wirksamen, bezahlbaren Methoden der Familienplanung nach eigener Wahl

  • Das Recht auf Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung, die Frauen eine sichere Versorgung während Schwangerschaft und Geburt ermöglicht

  • Freiheit von sexuellem Zwang, Missbrauch und sexueller Gewalt sowie die Abwesenheit von Diskriminierung

Sexuelle Gesundheit impliziert eine positive Einstellung zur menschlichen Sexualität. Sexuelle Gesundheitspflege meint daher nicht nur die Beratung und Versorgung rund um das Thema Fortpflanzung und bei sexuell übertragbaren Krankheiten. Vielmehr geht es darum, gesundheitliche, emotionale wie soziale Aspekte einzubeziehen und dadurch Lebensqualität und persönliche Beziehungen zu verbessern, aber auch die Persönlichkeit des/r Einzelnen zu stärken. Dieser Grundsatz gilt für jede Lebensphase, er gilt für Kinder, Jugendliche und alte Menschen gleichermaßen.

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SRG und Menschenrechte

Sexuelle und reproduktive Gesundheit hängt unmittelbar mit der Verwirklichung und Achtung von Menschenrechten zusammen, denn sie beinhaltet etwa das Recht auf Anerkennung von Integrität und körperlicher Unversehrtheit. Ist die Einhaltung der Menschenrechte nicht gewährleistet, gefährdet das auch die sexuelle Gesundheit. So wirkt sich etwa eine fehlende gesetzliche Verankerung des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung direkt auf die Gesundheit von Frauen aus: Ihr Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit könnte z.B. dadurch eingeschränkt sein, dass sie für den Arztbesuch eine Genehmigung ihres Partners oder eines Familienangehörigen benötigen. Solche Vorgaben beschneiden die Autonomie von Frauen und verletzen ihre Privatsphäre.

Jede Person hat das Recht auf Gesundheitsversorgung. Das gilt auch für Versorgungsleistungen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit. Der Zugang zu Informationen über die Vorteile und Risiken aller Methoden der Verhütung muss ebenso gewährleistet sein wie der Zugang zu einem möglichst breiten Versorgungsangebot. Männer und Frauen, aber auch Jugendliche haben das Recht, sich für oder gegen die Inanspruchnahme von Dienstleistungen zu entscheiden, zwischen verschiedenen Verhütungsmethoden zu wählen und sich für oder gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden (in Deutschland ab 16 Jahre). Der Schutz der Privatsphäre aber auch die Vertraulichkeit im Umgang mit persönlichen Informationen und die Wahrung der Würde bei der Inanspruchnahme der Gesundheitsdienstleistungen sollten garantiert sein.

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Zusammenspiel von SRG und Gesellschaft

Beeinflusst wird die sexuelle und reproduktive Gesundheit durch Geschlechternormen und Erwartungen an die Geschlechterrollen. Auch bestehende Machtverhältnisse sowie der soziale, ökonomische und politische Kontext, in dem Menschen leben, spielen eine entscheidende Rolle, wie SRG ausgestaltet ist. Daher wandelt sich das Verständnis von Sexualität und menschlichem Sexualverhalten kontinuierlich. Bei aller Veränderung ist aber der wichtigste Aspekt dieser Entwicklung, dass Frauen die persönliche Kontrolle über ihre Sexualität und Fortpflanzung gewinnen bzw. behalten.

Wegbereitend für ein anderes Verständnis von sexueller und reproduktiver Gesundheit war in den letzten Jahrzehnten die weltweite Ausbreitung von HIV/Aids, aber auch neue Erkenntnisse zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (sexual transmitted infections = STI). Öffentliche Debatten zu Themen wie  unsicheren Abtreibungen, ungewollten Schwangerschaften, Beschneidung, Innovationen in der Reproduktionsmedizin oder zur sexuellen Orientierung haben das Verständnis von SRG verändert und um viele Komponenten erweitert.

Dieses erweiterte Verständnis schlägt sich auch im rechtlichen Rahmen nieder. So ist das Menschenrecht auf Gesundheit im Allgemeinen und das Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit (Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte = SRGR) im Speziellen in verschiedenen globalen Abkommen festgeschrieben.

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