B.2: Ursachen und Komplikationen

Eine Diabetes-Erkrankung entsteht aus dem Zusammenspiel genetischer Voraussetzungen mit Umwelteinflüssen und der Lebensführung. Existiert eine familiäre Vorbelastung durch die Krankheit, ist das Risiko erhöht. Eine wichtige Rolle spielt bereits die Zeit vor der Geburt. Studien zu Hungersnöten haben beispielsweise gezeigt, dass Unterernährung der Mutter während der Schwangerschaft mit großer Wahrscheinlichkeit zur Hyperglykämie bei den erwachsenen Kindern führt, wenn diese später besonders nahrhafte Kost zu sich nehmen. Angesichts weitverbreiteten Hungers in China von 1959 bis 1962 und des zuletzt rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs sehen daher viele Analysten die Diabetes-Entwicklung im bevölkerungsreichsten Land der Erde mit großer Sorge.

 

Erhöhtes Risiko durch Lebenswandel und Umwelt

 

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Ein hohes Maß an überschüssigem Körperfett, oft eine Folge ungesunder Ernährung und von Bewegungsmangel, begünstigt das Entstehen von DM2. Vor allem eine starke Zufuhr gesättigter Fette oder ein allgemein starker Fettverzehr, ungenügende Ballaststoffzufuhr und häufiger Konsum übermäßig gezuckerter Produkte werden mit der Entwicklung eines Diabetes in Verbindung gebracht. Kinder und Jugendliche sind dabei besonders gefährdet.

Auch der Konsum von Tabakprodukten erhöht das Risiko von DM2 deutlich. Nach Schätzungen des CDC erkranken Raucher mit 30-40% höherer Wahrscheinlichkeit. Anhaltender übermäßiger Alkoholkonsum wirkt sich ebenfalls schädlich aus.

 

Eine steigende Anzahl von Studien setzt sich zudem mit dem Einfluss starker Umweltbelastung auseinander, etwa in Form langlebiger organischer Schadstoffe wie Dioxine oder bestimmter Insektizide. Besonders Luftverschmutzung rückt hier in den Fokus, was gerade für urbane Gegenden des globalen Südens von großer Relevanz sein kann.

 

 

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Weltweit finden sich ethnische Gruppierungen, die aufgrund ihrer genetischen Prädisposition ein deutlich erhöhtes Diabetes-Risiko aufweisen. Oft haben jene Bevölkerungsteile zugleich einen schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung. Beispielsweise besitzen Aborigines in Australien laut aktueller Studien und verglichen mit dem nationalen Durchschnitt ein mehr als doppelt so hohes Risiko an Diabetes zu erkranken.

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Komplikationen, ein häufiges Problem in ärmeren Ländern

Diabetes kann, besonders wenn unzulänglich oder nicht behandelt, eine Vielzahl von Komplikationen zur Folge haben. Gerade im globalen Süden führen derart typische Erkrankungen oft überhaupt erst zu einer Diagnose von Diabetes.

Ein zentrales Problem der Krankheit ist, dass lang anhaltende hohe Blutzuckerwerte die Gefäße und Nerven schädigen. So haben Menschen mit Diabetes ein zwei- bis dreifaches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Schädigung der Gefäße im Auge (diabetische Retinopathie) kann zur Erblindung führen. Auch Zahnfleisch-entzündungen, Karies und Parodontitis werden wahrscheinlicher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Nervenschädigungen (diabetische Neuropathie) sind ebenfalls eine große Gefahr, wenn die Diagnose erst spät erfolgt. Sie sind eine wichtige Ursache für den sogenannten „diabetischen Fuß“, bei dem Schmerzgefühl und das Empfinden beim Tasten sowie der Wahrnehmung von Temperaturen stark vermindert sind. So bemerken PatientInnen Verletzungen oft nicht. Am Ende werden dadurch nicht selten Amputationen notwendig. Personen, die ohne Schuhwerk leben und arbeiten müssen, sind besonders gefährdet.

 

 

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Chronische Erkrankungen der Nieren (Nephropathien) sind eine weitere häufige Komplikation und betreffen schätzungsweise ein Drittel der Diabetes-PatientInnen. DM2 ist weltweit eine der Hauptursachen bei Nierenversagen.

Akute Komplikationen bei Diabetes können lebensbedrohlich sein. Dies zeigt sich speziell im Bereich Mutter-Kind-Gesundheit. Frauen mit Diabetes haben ein höheres Risiko für eine Präeklampsie. Sie kann für Schwangere Lebensgefahr bedeuten und zu einer Frühgeburt führen.

 

Unterzuckerung, Überzuckerung und Übersäuerung

Leichte Schwankungen des Blutzuckerspiegels sind generell ein normaler Vorgang. Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie) jedoch, beispielsweise nach übermäßiger körperlicher Anstrengung, kann bei DM1 unter Insulintherapie zu Problemen führen. Warnsignale sind etwa Kopfschmerzen, starkes Hungergefühl und/oder kalter Schweiß. Als Reaktion sollte schnell etwas Zuckerhaltiges eingenommen werden, möglichst in oder mit Flüssigkeit. Bei schwerem Verlauf kann es zur Bewusstlosigkeit kommen. Dies bedeutet zum Beispiel beim Bedienen von Maschinen in Industrie und Landwirtschaft eine Gefahr. Im Notfall kann ggf. auf Glukagon zurück gegriffen werden (vgl. C.2.).

Starke Überzuckerung (Hyperglykämie) auf der anderen Seite, kann sich etwa durch starken Durst und/oder Antriebsschwäche andeuten. Besonders bei DM1 kann ein anhaltender Insulinmangel letztlich zu einer Übersäuerung des Blutes führen. Der Körper verbrennt in dem Fall ersatzweise überwiegend Fette zur Energiegewinnung. Diese schwerwiegende Stoffwechselentgleisung ist als diabetische Ketoazidose bekannt.

Übersäuerung wie auch Unterzuckerung können unbehandelt direkt zum Tode führen. Generell ist die Lebenserwartung bei nicht behandeltem DM1 erheblich verkürzt.

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