C.1: Diagnostik

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In der Diabetes-Diagnostik existieren verschiedene Messmethoden. Für die Ersterkennung von Diabetes kann etwa der orale Glukosetoleranztest (oGTT) angewandt werden, bei dem der erwachsene Patient auf nüchternen Magen ein Glas Flüssigkeit mit 75 Gramm Glukose trinkt. Nach ein oder zwei Stunden, je nachdem ob Gestationsdiabetes oder DM1 bzw. DM2 vermutet wird, überprüft man den Blutzuckerwert.

Am weitesten verbreitet jedoch ist die Messung des Plasmaglukosewerts (Blutzuckerwert). Sie kann durch das Überprüfen eines Gelegenheits-Glukosewerts erfolgen oder über den Nüchternblutzucker. Bei entsprechender Schulung ist es PatientInnen möglich, ihre Werte selbstständig im Alltag zu bestimmen und dadurch die Versorgung zu verbessern. Dafür benötigen sie Teststreifen und ein entsprechendes Lesegerät. Nur ein Tropfen Blut ist notwendig, meist von der Fingerkuppe entnommen. Generell gilt, dass DM1 eine häufigere Messung der Werte erfordert, als DM2 und GDM.

Eine seit 2011 auch von der WHO unterstützte Testform ist der HbA1c-Test, im Englischen meist A1C-Test genannt. Dabei wird nicht der Blutzucker erfasst, sondern der Anteil des so genannten Glykohämoglobin am gesamten Hämoglobin im Blut. Der Test bildet den Durchschnittswert der letzten zwei bis drei Monate ab und ist deshalb aussagekräftiger. Dies gilt allerdings nicht, wenn eine Bestimmung zur akuten Versorgung notwendig wird. Zugleich ist der HbA1c-Test auch teurer. Er wird zumeist im Labor bestimmt, mittlerweile existieren jedoch auch Handgeräte zur Selbstmessung. Beachtenswert: Eisenmangel, der auch bei DiabetikerInnen weit verbreitet ist, kann ebenso wie Blutarmut zu verfälschten Werten führen.

Die im Mai 2018 veröffentlichte Model List of Essential In Vitro Diagnostics der WHO beinhaltet sowohl Methoden der Messung von Blutzucker, als auch Glykohämoglobin (mehr).

Auch Ketonkörper  oder Eiweiß im Urin können von PatientInnen selbst über spezifische Teststreifen gemessen werden. Ersteres kann erforderlich sein, wenn im Zuge von hochgradigem Insulinmangel ein Verdacht auf Übersäuerung besteht. Zweiteres hilft dabei, mögliche Nierenschäden frühzeitig zu erkennen.

 

Urin-Test: Günstig aber ungenau

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Glukoseteststreifen existieren nicht nur zum Testen von Blut, sondern auch für Urin. Sie erfordern keine Lesegeräte, sind kostengünstiger und nicht-invasiv, aber auch deutlich ungenauer. Sie ermöglichen das Screening aber sind eher nicht zur alltäglichen Kontrolle von PatientInnen geeignet. U.a. sagen sie nichts über mögliche Unterzuckerung aus. Vor allem in Regionen mit schlechter Versorgungsstruktur und potenziell hohen Diabetes-Raten können sie dennoch einen hilfreichen Ansatzpunkt bieten.

 

Schwellenwerte und Handreichungen

Viele Guidelines richten sich für Schwellenwerte bei den Tests nach den WHO-Leitlinien zur Diabetes-Diagnostik (siehe dafür hier sowie hier). Die WHO empfiehlt für versorgungsschwache Rahmenbedingungen die Anwendung sogenannter patientennaher Sofortdiagnostik. Diese können binnen kurzer Zeit Ergebnisse liefern, so dass sich beispielsweise Zielgruppen auch außerhalb von Gesundheitseinrichtungen diagnostizieren und direkt behandeln lassen.

In vielen Ländern des globalen Südens sind die Diagnosemöglichkeiten jedoch eingeschränkt. Für solche Kontexte wurden in den letzten Jahren spezifische Handreichungen veröffentlicht. Einige beziehen sich allgemein auf die Diabetes-Versorgung bei schlechter Versorgungslage (mehr). Andere zielen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, etwa  Kinder und Jugendliche (mehr) oder Schwangere mit Gestationsdiabetes (mehr).

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