D.3: Alpha-Glucosidase-Hemmer, Glitazone und Glinide

Abseits von Metformin und den Sulfonylharnstoffen finden sich weitere ältere Antidiabetika auf nationalen Listen im globalen Süden, deren Verwendung jedoch kritisch zu betrachten ist. Sie liegen alle in Tablettenform vor.

 

Alpha-Glucosidase-Hemmer

Alpha-Glucosidase-Hemmer verlangsamen die Aufnahme von Glukose im Darm. Ihr wichtigster Vertreter ist Acarbose, das 1990 eingeführt wurde.

Alpha-Glucosidase-Hemmer weisen eine eher schwache plasmaglukosesenkende Wirkung auf. In Deutschland ist die Verordnung von Acarbose gering und weiter rückläufig. Allerdings findet sich das Mittel weiterhin im globalen Süden auf nationalen Listen und wird besonders im asiatischen Raum eingesetzt.

Gegenanzeigen für das Präparat sind verschiedene Darmerkrankungen, schwere Verdauungsstörungen, schwere eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion und Schwangerschaft. Acarbose führt häufig zu Blähungen.

Es gibt keinen Nachweis, dass durch die Behandlung mit Acarbose das Risiko für Folgekomplikationen reduziert wird.

 

Glitazone

Glitazone kamen ab dem Jahr 2000 auf den Markt. Sie erhöhen die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin und sind so genannte Insulinsensitizer. Auf diesem Wege kann Glukose wieder vermehrt in die Muskeln aufgenommen werden. Vertreter der Gruppe sind Rosiglitazon und Pioglitazon.

Im globalen Norden spielen Glitazone in der Diabetestherapie praktisch keine Rolle mehr. Rosiglitazon blieb nach seiner Zulassung im Jahr 2000 noch jahrelang auf dem Markt, obwohl sich bald herausstellte, dass es allein in den USA zu Zehntausenden zusätzlichen Herzinfarkten geführt hatte. Es wurde in Europa schließlich 2010 wegen negativer Nutzen-Schaden-Bilanz verboten. Dennoch findet sich das Präparat weiterhin im globalen Süden auf einigen nationalen Listen, etwa in Kolumbien.

Pioglitazon darf in Deutschland wegen einer negativen Nutzen-Schaden-Bilanz nicht zu Lasten der Krankenkassen verschrieben werden. Wir raten vom Einsatz von Glitazonen ab.

 

Glinide

Glinide ähneln in ihrer Wirkung den Sulfonylharnstoffen, jedoch setzt diese im Vergleich schneller ein und hält kürzer an. Die einzigen Vertreter der Gruppe sind Nateglinid und Repaglinid.

Glinide können als mögliche Alternative bei Unverträglichkeit oder Kontraindikation von Metformin genutzt werden oder in Kombination mit Metformin. Auch ihre Nebenwirkungen ähneln denen der Sulfonylharnstoffe. Sie sind zudem ebenfalls nur für PatientInnen geeignet, bei denen der Körper noch selbst Insulin produzieren kann.

Glinide werden international kaum verordnet bzw. in der Therapie berücksichtigt. Obwohl die Wirkstoffgruppe bereits seit Längerem auf dem Markt ist, liegen weiterhin keine aussagekräftigen Langzeitdaten zum patientenrelevanten Nutzen vor.

Gegenanzeigen für die genannten Präparate sind Ketoazidose, schwere Lebererkrankungen, Schwangerschaft und Stillzeit.

nach oben

Kapitel D.4