D.5: Humaninsuline und Insulinanaloga

Insulin ist das älteste Medikament zur Blutzuckersenkung. Es wird bevorzugt zur Behandlung von DM1 und Gestationsdiabetes eingesetzt sowie bei DM2, wenn eine Behandlung mit oralen Antidiabetika nicht ausreicht. Die bedeutendste Nebenwirkung von Insulin ist die Unterzuckerung.

Bei DM2 wird im Falle der Entgleisung des Stoffwechsels temporär Insulin gegeben. Erreichen PatientInnen mit einer Lebensstiländerung und oralen Antidiabetika ihr individuelles HbA1c-Ziel nicht, kann eine dauerhafte Insulintherapie begonnen werden. Diese erfolgt als Monotherapie oder in Kombination mit oralen Antidiabetika.

Grundsätzlich werden kurzwirksame und länger wirkende Insuline unterschieden, Tabelle 2 gibt dazu einen Überblick. Kurzwirksame Insuline werden zu den Mahlzeiten angewendet, um den dadurch entstehenden Insulinbedarf zu decken. Langwirksame Insuline sollen den Insulin-Grundbedarf abdecken.

Zudem besteht eine Differenz zwischen Humaninsulinen und Insulinanaloga. Humaninsuline konnten bereits in den siebziger Jahren industriell produziert werden. Sie besitzen eine identische Aminosäurezusammensetzung wie das vom menschlichen Pankreas gebildete Insulin. Insulinanaloga sind erst seit Mitte der Neunziger verfügbar. Ihre Aminosäurezusammensetzung ist gegenüber dem Humaninsulin leicht verändert.

 

Humaninsuline umfassen

  • kurzwirksame Insuline, häufig auch als Normalinsuline bezeichnet
  • Verzögerungsinsuline bzw. NPH-Insuline (Neutrales Protamin Hagedorn)

Insulinanaloga umfassen

  • kurzwirksame Insulinanaloga
  • langwirkende Insulinanaloga

 

Im Vergleich zu Humaninsulin sind Insulinanaloga deutlich teurer. Dies gilt für den globalen Süden wie Norden gleichermaßen. So kann in den USA der Listenpreis von Insulinanaloga fast das Zehnfache von Humaninsulinen betragen, während eine HAI-Studie für Länder geringen Einkommens den Unterschied beim durchschnittlichen PatientInnenpreis auf das Vierfache bezifferte.

Ein Vergleich von langwirksamen Insulinanaloga und NPH-Verzögerungsinsulin zeigte jedoch keine Unterschiede hinsichtlich Herzerkrankungen, Tod, Veränderungen des Augenhintergrunds, Hospitalisierung oder schweren Hypoglykämien. Die kurzwirksamen Insulinanaloga senken den HbA1c-Wert ähnlich wie Normalinsulin. Auch Hypoglykämien treten genauso häufig auf wie unter Normalinsulin.

Die WHO hat sich bislang trotz intensiver Industrie-Lobbyarbeit wiederholt dagegen entschieden, neben den Humaninsulinen auch Insulinanaloga auf die Liste unentbehrlicher Medikamente zu setzen. Gerade vor dem Hintergrund begrenzter finanzieller Ressourcen in den Ländern des globalen Südens, kommt den günstigeren Humaninsulinen eine elementare Bedeutung im Kampf gegen Diabetes zu.

Menschen mit DM1 brauchen eine Insulintherapie. Bei DM2 erfolgt sie nur wenn nötig. Es stehen dabei verschiedene Therapieschemata zur Verfügung. Die Wahl hängt auch von der Lebensgestaltung und den Präferenzen der PatientInnen ab. PatientInnen sollten zudem eine entsprechende Schulung erhalten. Darin sind unter anderem die Durchführung und Dokumentation der Blutzuckerkontrolle, das Erkennen und die Behandlung von Hypoglykämien sowie Dosisanpassungen zu besprechen.

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Kapitel D.6