B.5 Problematische Keime

Häufig sind Bakterien nicht nur gegen einen bestimmten Wirkstoff resistent, sondern sogar gegen mehrere Antibiotika. Man bezeichnet sie dann als multiresistente Erreger. Für gesunde Menschen sind sie in der Regel kein Problem. Viele Menschen sind mit solchen Bakterien besiedelt, ohne es überhaupt zu merken. Erst bei einem geschwächten Abwehrsystem oder bei einem tieferen Eindringen dieser Erreger in den Körper, etwa bei einer Operation, kann es kritisch werden.


MRSA lebt bei ca. 20-30% aller gesunden Menschen auf der Haut oder auf Schleimhäuten. Das Bakterium wird vor allem über Handkontakt übertragen. Die Infektionen sind meist lokal begrenzt auf der Haut oder in Wunden. Gefährlich werden sie bei Operationswunden oder bei Lungenentzündung. Je nach Herkunft unterscheidet man die healthcare-assoziierten MRSA (HA-MRSA) für Infektionen, die innerhalb einer Gesundheitseinrichtung auftreten, und die community-assoziierten MRSA (CA-MRSA), die in der allgemeinen Bevölkerung erscheinen. Die lifestock-assoziierten MRSA (LA-MRSA) befallen in Regionen mit Intensivtierhaltung Menschen und Tiere gleichermaßen.


VRE leben im Darm. Sie können eine Infektion der Harnwege, Bauchfellentzündung und Blutvergiftung auslösen. Sie treten hauptsächlich in Krankenhäusern auf.

ESBL ist ein Resistenzmechanismus. ESBL sind Enzyme, die Antibiotika unwirksam machen. ESBL ist keine Bakterienart (wie MRSA), sondern bezeichnet einen Mechanismus der Resistenzbildung, der von vielen Bakterienarten gebildet und zwischen Arten ausgetauscht wird. Die ESBL deaktiviert Antibiotika wie Penicilline, aber auch Cephalosporine. Diese Enzyme findet man vor allem bei E. coli, einer der häufigsten Bakterienarten im Darm. E. coli kann im Körper vielfältige Infektionen auslösen, z.B. Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Blutvergiftung, Wundinfektionen nach Operationen. Auch Klebsiellen, ebenfalls natürliche Bewohner des Verdauungssystems, weisen immer häufiger den ESBL-Resistenzmechanismus auf.
 

Carbapenemase-bildende Bakterien sind resistent gegen Carbapeneme und andere Antibiotika. Solche Bakterien sind noch schwieriger zu behandeln. In Deutschland kommen sie bisher nur in Krankenhäusern vor.

Über die Verbreitung der Problemkeime gibt es keine zuverlässigen Daten. Während manche Schätzungen von jährlich 25.000 Todesfällen durch multiresistente Keime in Europa ausgehen, kommen andere AutorInnen nach der Auswertung von Krankenhausakten sogar auf 30.000 Todesfälle alleine in Deutschland.

nach oben

Fragen zu Modul B.5 weiter zu Modul C