D.3 Fehlerhafte Anwendung

Diagnostik mangelhaft

 

Um eine adäquate Therapieentscheidung treffen zu können, braucht es entsprechende diagnostische Laboruntersuchungen. Die Diagnostik kann klären, welche Erreger vorliegen und ob bereits Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffe vorhanden sind. Auf entsprechende Diagnostik wird aufgrund fehlender oder mangelhafter Infrastruktur häufig verzichtet. Etliche Krankenhäuser und Gesundheitsstationen im globalen Süden verfügen nicht über eine angemessene Labortechnik. Zu den größten Problemen vor Ort zählen außerdem eine häufig unterbrochene Stromversorgung, defekte Analysegeräte oder fehlende Reagenzien. Solche Mängel führen immer wieder zu nicht verwertbaren Untersuchungsergebnissen.

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Selbstmedikation

Die Selbstmedikation mit Antibiotika ist weit verbreitet und in der Regel medizinisch nicht sinnvoll. Häufiger Anlass einer Antibiotika-Therapie sind Atemwegserkrankungen, die jedoch meist durch Viren ausgelöst werden. Eine WHO-Umfrage in zwölf Schwellen- und Entwicklungsländern ergab, dass 64% der Bevölkerung glauben, Grippe und Erkältungen, also virale Infekte, ließen sich mit Antibiotika behandeln.

Auch Fieber wird gerne mit Antibiotika behandelt, wobei die Auslöser vielfältig sein können und nicht unbedingt Bakterien sind. Eine Selbstbehandlung ist riskant. Die Folge können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Durchfallerkrankungen sein, oder die Behandlung versagt.

Aus Jordanien liegen Umfrageergebnisse vor die besagen, dass 28% der Befragten (von 1141 interviewten Personen insgesamt) Antibiotika als Schmerzmittel benutzten. 55,6% nutzen Antibiotika als Vorbeugung vor Infektionen. Fast die Hälfte der Befragten (49%) nutzten übrig gebliebene Antibiotika ohne vorher einen Arzt zu konsultieren.

Die Grafik zeigt die Gründe für Selbstmedikation im Sudan. Veröffentlicht ist die WHO-Studie im Sudan Journal for Rational Use of Medicine.

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Unvollständige Behandlung


Ein häufiges Fehlverhalten, das die Resistenzbildung verstärkt, ist der zu frühe Abbruch einer Therapie. Die empfohlene Behandlungsdauer ist mit klinischen Studien entwickelt worden und soll sicherstellen, dass die Krankheitserreger vollständig beseitigt sind. Wird die Therapie früher beendet, weil sich der Patient oder die Patientin wieder besser fühlt, ist die Infektion häufig noch nicht ausgeheilt. So können noch Erreger vorhanden sein, die dann gegen den eingenommenen Wirkstoff Resistenzen entwickeln.
Das Phänomen ist weit verbreitet. Nach einer Untersuchung der WHO halten es weltweit ein Drittel der Menschen für gerechtfertigt, die Therapie zu beenden, sobald sie sich besser fühlen.
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