E.2 Verbreitung von resistenten Erregern

Unabhängig davon, auf welchem Kontinent sich landwirtschaftliche Betriebe befinden oder Nutztiere gehalten werden, Bakterien verbreiten sich generell durch direkten Kontakt zwischen Mensch und Tier. Sind es in industriellen Ländern eher Haustiere (Hund, Katze, Pferd, Meerschweinchen), so sind es  im globalen Süden vor allem Nutztiere im direkten Lebensumfeld der Menschen. Oftmals leben die Tiere in Hinterhöfen und Gärten oder streunen am Tage über verlassene Gelände und wilde Müllplätze oder ernähren sich an Straßenrändern von Gras und Abfällen. Spätestens am Abend und in der Nacht halten sie sich in der Regel im Wohnumfeld der Menschen auf. Gerade solche Lebensbedingungen fördern die Übertragungsmöglichkeiten von Erregern, sei es über den hier beschriebenen engen Kontakt mit den Tieren oder über den Verzehr von Milch oder Eiern. Hier spielen ebenfalls mangelnde hygienische Bedingungen und fehlende veterinärmedizinische Strukturen eine wichtige Rolle.

 

Fallbeispiel: Rindertuberkulose

Tuberkulose ist ein Beispiel für die Übertragung von Krankheitserregern bei engem Kontakt mit Tieren. Rindertuberkulose kann durch Tröpfcheninfektion oder durch den Verzehr roher Milch auf den Menschen übertragen werden. Während sich in Industrieländern nur wenige Fälle von Rindertuberkulose beim Menschen nachweisen lassen, finden sich in anderen Ländern recht hohe Prävalenzen. In ostafrikanischen Regionen sind 20% aller Tuberkulosefälle beim Menschen auf Rindertuberkuloseerreger zurückzuführen.

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Belastung durch Gülle und Abluft

Auch Düngemittel tragen zur Verbreitung von Resistenzen bei. Wird Gülle auf Ackerböden ausgebracht besteht die Gefahr,  dass resistente Bakterien auf pflanzliche Lebensmittel gelangen. So können resistente Keime auch auf Gemüse vorkommen. Gülle kann jedoch nicht nur resistente Bakterien enthalten, sondern auch erhebliche Antibiotika-Rückstände. Circa 90% der antibiotischen Wirkstoffe werden von den Tieren wieder ausgeschieden. Neben kontaminiertem Ackerland ist die Abluft aus Stallungen der Massentierhaltung eine weitere Quelle der Verunreinigung. So erfordert beispielsweise die Massenaufzucht von Hühnern gerade in tropischen Ländern riesige Abluftanlagen, um die Körperwärme von Zehntausenden von Hühnern abzuleiten. Großflächige Ventilatoren blasen die Abluft und damit auch resistente Erreger in die Umwelt.

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Die Grafik veranschaulicht die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen. Die Fehlanwendungen im Bereich der Nutztierhaltung sind einer der auslösenden Faktoren.

 

Kontaminierte Lebensmittel


Resistente Erreger können auch über Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden – etwa durch Milch, Eier oder durch kontaminiertes Fleisch. Mangelnde hygienische Bedingungen in Schlachthöfen und Zerlegebetrieben können dazu beitragen, dass sich resistente Keime massiv ausbreiten. Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat bei Stichproben in Schlachthöfen auf 7% des Hühnerfleisches Salmonellen nachweisen können. Resistenzen wie MRSA wurden bei 42,5% frischen Putenfleisches gefunden. Auch bei vermeintlich hohen Hygienestandards kommen resistente Erreger also durchaus vor.

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