D.6 Multiresistenzen und Korruption

Ursachen für die Ausbreitung von Resistenzen sind nicht allein im Antibiotikagebrauch bei Mensch und Tier zu suchen. Die jeweiligen politischen Rahmenbedingungen sind ein weiterer Faktor. Viele Länder des globalen Südens sind durch schwache Regierungs- und Sozialsysteme geprägt. Deshalb werden häufig Bestimmungen nur unzureichend umgesetzt, es mangelt  an effektiven Kontrollen, und in der öffentlichen Gesundheitsfinanzierung fehlt es an Transparenz. Es ist deshalb kein Zufall, dass eine Untersuchung von 28 europäischen Ländern ergab: je höher die Korruption, desto häufiger treten  Multiresistenzen auf.

 

„Je weniger also ein Land die Korruption im Griff hat, desto schneller entwickeln sich Multiresistenzen gegenüber Antibiotika. Ein wirksames Vorgehen gegen Resistenzen erfordert neben geringerem Antibiotikaeinsatz [...] wirksame Antikorruptionsmaßnahmen, die konsequente Ahndung krimineller Machenschaften und nicht zuletzt auch die wirksame Kontrolle der Unternehmens- und Marketing-Strategien der Pharmaindustrie.“ (Aus der Traum, Jens Holst, Deutsche Plattform für globale Gesundheit, 2015)

Ein Zusammenhang zwischen dem Bruttosozialprodukt eines Landes und der Entstehung von Multiresistenzen konnte die Studie von Collignon jedoch nicht herstellen. Demgegenüber spielt es aber eine Rolle, wie hoch private Gesundheitsausgaben waren. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass der private Sektor weniger kontrolliert und beaufsichtigt wird und die Menschen den Marketingstrategien der Pharmaindustrie eher erlegen sind.

Entscheidend für einen konsequenten, rationalen und somit resistenzvermeidenden Gebrauch von Antibiotika sind demnach gute Regierungsführung und hinreichende Ausstattung und Finanzierung der öffentlichen Gesundheitssysteme.
 

nach oben

Fragen zu Modul D.6 weiter zu Modul E