B. 7 Übersicht

Diese Tabelle bietet einen vergleichenden Überblick über Zuverlässigkeit, Risiken und Besonderheiten unterschiedlicher Verhütungsmethoden. Sie ist nicht auf Vollständigkeit angelegt, sondern soll eine erste Orientierung ermöglichen. Ausführlichere Informationen befinden sich im Textteil.

Erläuterungen zu den Spalten:

Der Pearl-Index ist ein Maß für Zuverlässigkeit der Verhütungsmethode. Er gibt an, wie viele Frauen von 100 unter idealen Bedingungen (also ohne Einnahme- oder Anwendungsfehler) trotzdem schwanger werden. Ohne jede Verhütung werden 80 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger, der Pearl-Index ist also 80.

Anwendung gibt an, wie lange die Methode wirkt, die Spanne reicht von einmaliger Anwendung (Kondome) über täglich (Pille) bis endgültig (Sterilisation)

Die Verträglichkeit spiegelt die möglichen unerwünschten Wirkungen einer Methode wider. Bei Arzneimitteln sind sie in den dafür üblichen Kategorien quantifiziert. "Sehr häufig" bedeutet, unerwünschte Wirkungen treten bei ≥ 10% der AnwenderInnen auf, "häufig" bei 1% bis 10%. Dabei treten unerwünschte Wirkungen öfters nur vorübergehend auf.

Unter Besonderheiten werden notwendige Voraussetzungen für den Einsatz einer Methode und wichtige Vorteile und Nachteile genannt.

Unter Autonomie wird verstanden, wieweit die Benutzerin oder der Benutzer über den Einsatz einer Verhütungsmethode selbst entscheiden kann, ob medizinische Untersuchungen notwendig sind, ob und wie schnell sie reversibel ist, ob für den Einsatz oder die Entfernung Fachpersonal erforderlich ist (z.B. bei Implantaten).

 

Methode Pearl Index (a) Dauer Verträglichkeit (b) Besonderheiten Autonomie
Natürliche Methoden          
Zyklusmethode 10-45 - Risikofrei - groß
Ergänzt um Temperaturmessung
und Schleimprobe
4-6 - Risikofrei - groß
Barrieremethoden          
Kondom für Männer 2-3 1 x

Gut

Gelegentlich:
Latexallergie

Schutz vor HIV und STI groß
Kondom für Frauen 2-3 1 x Risikofrei Schutz vor HIV und STI groß
Diaphragma Portiokappe 2-8 2 Jahre/
1 Jahr

Gut

Schleimhautreizungen
durch Spermizide, selten: Blasenentzündungen

-

groß

nach Anpassung und Schulung
durch Fachpersonal

Spermizide <20 1 x

Gut bis Mittel

Schleimhautreizungen

Erhöht die Anfälligkeit für HIV-Infektionen und andere sexuell übertragbare Krankheiten groß
Intrauterinpessar "Spirale" mit Kupfer <1 5 Jahre

Gut bis Mittel

leicht erhöhtes
Infektionsrisiko nach Einsetzen, häufig: Regelschmerzen, stärker Monatsblutungen
selten: Bauchhöhlenschwangerschaft

Risiko der Uterusperforation

gering

Einsetzen und
Entfernen durch Fachpersonal

Sterilisation       Medizinischer Eingriff  
Beim Mann <1 endgültig

Mittel

Verhütung erst nach
mehreren Monaten gesichert.
Kleine Operation notwendig.

-

Sehr gering

Nur schwer
und mit mäßigen Erfolgsaussichten
rückgängig zu machen

Bei der Frau <1 endgültig

Schlecht

Größere Operation
notwendig. Vor allem unter schlechten
hygienischen Bedingungen Komplikationen häufig. Todesfälle kommen vor.

- Sehr gering/Nur schwer
und mit mäßigen Erfolgsaussichten
rückgängig zu machen
Hormone kurzwirkend       Medizinische
Untersuchung notwendig
 
Kombinierte Pille (c)
1. Generation: Norethisteron
2. Generation: Levonorgestrel
3. Generation: Norgestimat
<1 täglich Mittel/Sehr häufig: Schmierblutung,
Kopfschmerzen, Häufig: Übelkeit,
Bauch- und Magenschmerzen, Depression,
Brustspannen, Migräne, Menstruationsstörung u.a.
Selten, aber bedrohlich: Thrombosen
Höheres Risiko für Raucherinnen
Ungeeignet bei starkem Übergewicht
weitere Anwendungseinschränkungen (d)
groß

3. Generation: Desogestrel,Gestoden
4. Generation: Drospirenon, Chlormadinone (e), Dienogeste (e)

<1 täglich

Schlecht

Unerwünschte Wirkungen siehe
kombinierte Pille, aber doppelt
so hohes Thromboserisiko

siehe kombinierte Pille groß

Hormonpflaster

Norelgestromin
 

1 wöchentlich

Schlecht

Unerwünschte Wirkungen siehe
kombinierte Pille, aber doppelt
so hohes Thromboserisiko
Sehr häufig: Hautreaktionen

Einschränkungen (d)

siehe kombinierte Pille
Relativ hohe Abbruchrate. Pflaster kann sich bei hoher Luftfeuchtigkeit ablösen, bei hohen Temperaturen wird der Wirstoff schneller freigesetzt

groß
Vaginalring (c)  Etonogestrel 1 monatlich Schlecht/Unerwünschte Wirkungen siehe
kombinierte Pille, aber doppelt
so hohes Thromboserisiko
Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
Ring muss kühl gelagert werden < 30° C
groß/wird von der
Frau selbst eingesetzt

Minipille

 

<1 täglich

Mittel

Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
Aber weniger Anwendungseinschränkungen bei Herz-Kreislauf-Risiken.
Ungeeignet bei Gewicht über 70 kg.
Verspätete Einnahme senkt die Zuverlässigkeit
groß

Levonorgestrel

 

<1  

Sehr häufig: Menstruationsstörung Häufig: Übelkeit, Depression, Schwindel, Libidoverlust, Kopfschmerzen, Brustspannen, Ausbleiben der Blutung, Regelschmerzen, Zwischenblutungen, Scheidenentzündung u.a. Thrombosen seltener als unter kombinierten Pillen

Verspätete Einnahme (> 3 Stunden) senkt die Zuverlässigkeit  

Desogestrel

 

<1  

Sehr häufig: Menstruationsstörung und Zwischenblutungen Häufig: Übelkeit, Depression, Libidoverlust, Brustspannen, Kopfschmerzen, Ausbleiben der Blutung, Zwischenblutungen, u.a Thrombosen seltener als unter kombinierten Pillen

Verspätete Einnahme (> 12 Stunden) senkt die Zuverlässigkeit  
Hormone langwirkend       Medizinische
Untersuchung notwendig
Falls der Mann nichts von der Verhütung wissen darf, trotz eingeschränkter Verträglichkeit eine mögliche Alternative
Depotspritze
Norethisteronenantat <1 3 Monate

Schlecht bis Mittel

Sehr häufig: Menstruationsstörung
und Zwischenblutungen, sehr starke Blutungen
Häufig: allergische Reaktionen,
Menstruationsschmerzen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen,
Hautausschlag, Schmerzen an der Injektionsstelle u.a.

Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
Aber weniger Anwendungseinschränkungen bei Herz-Kreislauf-Risiken.
sehr gering/Auch bei unerwünschten
Wirkungen absetzen der Behandlung erst
nach bis zu 3 Monaten möglich
Medroxyprogesteron <1 3 Monate

Schlecht bis Mittel

Sehr häufig: Abdominalschmerz, Ausbleiben
der Ovulation nach Absetzen des Präparates,
Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen,
Menstruationsstörung, Nervosität, Schmierblutung,
Schwächezustand, Wasserretention
Häufig: Akne, Benommenheit, Angst, Depression,
emotionale Labilität, Menstruationsschmerzen, Hautausschlag,
Hitzewallung, Libidoverlust, Brustspannen,
Müdigkeit, Ödeme, Orgasmusstörung, Reizbarkeit,
Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit,
Scheidenentzündung, Wadenkrämpfe u.a.

Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
Aber weniger Anwendungseinschränkungen bei Herz-Kreislauf-Risiken.
sehr gering/Auch bei unerwünschten
Wirkungen absetzen der Behandlung erst
nach bis zu 3 Monaten möglich
Estradiol + Medroxyprogesteron <1 1 Monate

siehe oben; zusätzlich Erhöhung des Thromboserisikos;

bei längerfristiger Anwendung möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko (Brust, Eierstöcke)

Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
 
sehr gering/Auch bei unerwünschten
Wirkungen absetzen der Behandlung erst
nach bis zu 1 Monaten möglich
Implantat
Etonogestrel <1 3 Jahre

Schlecht bis Mittel

Sehr häufig: Akne, Ausbleiben
der Blutung, lang anhaltende Blutung nach Einsetzen,
Brustschmerzen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen,
Menstruationsstörung, Scheidenentzündung
Häufig: Bauchschmerzen, Übelkeit, Depressionen,
Schmerzen und Reizungen an der Implantationsstelle,
Schwindel u.a. Selten: Thrombosenrisiko
möglicherweise erhöht1

Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
Aber weniger Anwendungseinschränkungen bei Herz-Kreislauf-Risiken.
Bei höherem Gewicht kürzere Wirksamkeit
In Industrieländern hohe Abbruchrate (30%) (1)
gering/Einsetzen und Entfernen durch Fachpersonal.
Röntgengerät kann erforderlich sein.
Levonorgestrel <1 5 Jahre

Schlecht bis Mittel

Sehr häufig: Scheidenausfluss, Blutungsstörungen,
Kopfschmerzen, Beckenschmerzen, Gewichtszunahme, Schwindel
Häufig: Brustschmerzen, Juckreiz im Genitalbereich,
Nervosität, Entzündung der Zervix, Übelkeit (2)

Einschränkungen (d) siehe kombinierte Pille
Aber weniger Anwendungseinschränkungen bei Herz-Kreislauf-Risiken.
Bei höherem Gewicht kürzere Wirksamkeit
In Studien hohe Abbruchrate (> 40%) (2)
gering/Einsetzen und Entfernen durch Fachpersonal.
IUP mit Gestagen <1 5 Jahre

Mittel

Sehr häufig: Menstruationsstörung,
Schmierblutungen, Verlängerung des Zyklus
Häufig: Bauchschmerzen, Akne, Ausbleiben der Menstruation,
Kopfschmerzen, Beckenschmerzen, Rückenschmerzen,
Brechreiz, Depression, Brustspannungen, Migräne,
ScheidenAusfluss, Scheidenentzündung, Hirsutismus

Infektionen beim Einsetzen möglich.
Risiko der Uterusperforation
gering/Einsetzen und Entfernen durch Fachpersonal.
Pille danach       Nicht anwenden bei bestehender Schwangerschaft, schweren Leberfunktionsstörungen, Morbus Crohn  
Levonorgestrel 1-3 1x

Mittel

Sehr häufig: Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Zwischenblutungen, Unterbauchschmerzen
Häufig: Schwindel, Durchfall, Erbrechen, verspätete Menstruation, Spannungegefühl in der Brust

Wirksam bis 3 Tage, je früher
eingesetzt, desto wirksamer
gering
Ulipristal 1-3 1x

Eher schlecht

Häufig: Affektive Störungen, Kopfschmerzen, Übelkeit,
Müdigkeit, Schwindel, Bauchschmerzen, Unterleibsschmerzen, Rückenschmerzen, Regelschmerzen, Muskelschmerzen, Erbrechen, Spannungsgefühl in der Brust,
Unklare Auswirkung bei bereits bestehender Schwangerschaft

Wirksam bis 5 Tage, je früher
eingesetzt, desto wirksamer
gering


a) so viele Frauen von 100 werden unter idealen Bedingungen (also ohne Einnahme- oder Anwendungsfehler) trotzdem schwanger

b) Nur Überblick, weitere Einzelheiten siehe Texte zu den jeweiligen Methoden bzw. Fachinformationen zu den Präparaten. Zur Häufigkeit der Risiken: sehr häufig: > 10%; häufig: 1% bis <10%; gelegentlich: 0,1% bis < 1%; selten: < 0,1%. Sehr häufige Risiken sind vollständig dargestellt, alle weiteren Risiken beispielhaft.

c) jeweils nur das enthaltene Gestagen genannt

d) Die Zahl der relativen und absoluten Kontraindikationen ist zu groß, als dass sie in einer Tabelle darstellbar wäre, weitere Angaben im Text und in den jeweiligen Fachinformationen der Arzneimittel.

e) Für diese Gestagene fehlen derzeit Studien, die das Risiko von Blutgerinnseln zuverlässig einschätzen. Angaben zur Anwendungsdauer nach BzGA (Stand 5. Sept. 2015).

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Kapitel C