B.2: Verlauf

HIV kann sich nicht selbst replizieren, sondern muss dafür körpereigene Zellen in einem komplexen Prozess „kapern“ (mehr).  Das Virus nutzt dazu die sogenannten CD4-Helferzellen, die es gleichzeitig zerstört. Da CD4-Zellen eine zentrale Funktion bei der Immunantwort gegen Infektionen einnehmen, hat die Verringerung ihrer Anzahl gravierende Folgen: sogenannte „opportunistische Infektionen“ durch ansonsten eher harmlose Erreger führen zu schweren Erkrankungen.

Wird eine HIV-Infektion nicht behandelt, muss der Körper alleine gegen die Virus-Replikation arbeiten. Dies entwickelt sich individuell mitunter sehr unterschiedlich. Idealtypisch kann der weitere, unbehandelte Infektionsverlauf in vier Phasen eingeteilt werden (vgl. Grafik):
 

Quelle Grafik: Sascha Jaeck und Ramona Granseuer, Nutzungserlaubnis erteilt  

 

1.) Akute Phase

Die akute Phase tritt durchschnittlich meist zwei bis drei Wochen nach der Infektion auf. Meist endet sie bereits ein, zwei Wochen später. In ihr kommt es zu einer besonders intensiven Vermehrung des HI-Virus, wie die Abbildung zeigt. Entsprechend ist die Viruslast (in der Grafik: rote Kurve) und das Ansteckungsrisiko für andere Personen deutlich höher.

Fieber ist ein sehr häufiges Symptom. Ebenfalls oft treten Hautausschläge, die Schwellung von Lymphknoten und Mandeln, sowie Durchfall auf. Häufig verläuft diese erste Phase jedoch schwach, so dass medizinischer Rat proaktiv nur selten aufgesucht wird. Dennoch ist bereits nach wenigen Tagen ein großer Teil der Immunabwehr in der Darmschleimhaut ausgeschaltet.

Gegen Ende der Akutphase sinkt die Viruslast wieder und erreicht schließlich einen stabilen Wert, der individuell unterschiedlich ausfällt. Dieser sogenannte virale Setpoint kann Aufschluss darüber geben, welche Dynamik der weitere Krankheitsverlauf nehmen wird.

2.) Chronische Infektion ohne Symptome

In der zweiten Phase ist die Virenvermehrung geringer, Symptome sind selten oder bleiben aus. Das Immunsystem hat es geschafft, die chronische Infektion vorbergehend unter Kontrolle zu halten (in der Grafik: mittlerer Abschnitt).

Dieser Teil der Entwicklung kann mehrere Monate dauern, zumeist jedoch eher mehrere Jahre. Dabei richtet das Virus trotz der Reaktion des Körpers Schäden an Organen und Immunsystem an. Zugleich ist die geringe Ausprägung von Symptomen ein häufiger Grund dafür, dass positiv getestete Menschen oft die gestellte Diagnose nicht akzeptieren (mehr).

3.) Chronische Infektion mit Symptomen

Ohne Behandlung verliert der Körper schrittweise die Kontrolle über die Virusreplikation - das erreichte Gleichgewicht kippt und das Immun-system wird intensiver geschwächt. Als Folge treten in dieser dritten Phase neben unspezifischen Begleiterscheinungen wie Nachtschweiß bspw. auch Veränderungen an Haut und Schleimhäuten auf, ebenso Nervenschäden.

4.) Krankheitsbild Aids
Bei der vierten Phase spricht man schließlich von Aids, da bestimmte, schwerwiegende Erkrankungen auftreten (in der Grafik: letzte Phase). Diese typischen, sogenannten opportunistische Erkrankungen sind spezifische Lungenentzündungen, Pilzinfektionen der Speise- und Luftröhre, sowie die aktive Tuberkulose. Auch weniger als 200 CD4-Zellen pro Mikroliter Blut definieren Aids als Krankheitsbild. Die WHO geht davon aus, dass sich zwischen einer HIV-Infektion und der Herausbildung von Aids meist fünf bis zehn Jahre vergehen.

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