B.4: HIV & NCDs

In jüngerer Zeit wird eine Konvergenz von Infektionskrankheiten und nicht-übertragbaren Erkrankungen (NCDs) besonders in Ländern geringen und mittleren Einkommens immer deutlicher. Diese „doppelte Bürde“ bedroht bereits stark belastete Versorgungssysteme.

Viele Länder mit steigenden NCD-Raten sind zugleich stark von HIV betroffen, etwa Indien oder Südafrika. Durch Verbesserungen bei der antiretroviralen Therapie werden PatientInnen heutzutage zudem im Schnitt älter. Dies erhöht das Risiko für nicht-übertragbare Krankheiten im Allgemeinen. Dabei beeinflussen sich die verschiedenen Erkrankungen oft gegenseitig, verkomplizieren Diagnose sowie Therapie und treiben die Kosten für PatientInnen nach oben.

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Diabetes

Zwischen 1980 und 2014 hat sich die weltweite Zahl der Menschen mit Diabetes vervierfacht. Nach Schätzungen leben nun fast 80% der Menschen mit Diabetes in Ländern niedrigen und mittleren Einkommens (mehr). Viele Länder mit hoher Krankheitslast bei HIV erfahren nun auch eine Diabetes-Epidemie. Dies gilt bspw. für Brasilien und Nigeria.

Über die direkten Verbindungen zwischen Diabetes und HIV ist allerdings noch verhältnismäßig wenig bekannt. Deutlich hat sich herauskristallisiert, dass im Verlauf einer antiretroviralen Therapie das Diabetes-Risiko durch die eingesetzten Medikamente gesteigert wird. Dies gilt vor allem, wenn die Behandlung Proteaseinhibitoren beinhaltet. Diese können zu einer verstärkter Insulinresistenz führen und die Insulinproduktion selbst vermindern.

Krebs

Verbindungen zwischen HIV und verschiedenen Krebsarten sind in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Eine besondere Stellung kommt dem Gebärmutterhalskrebs zu. Er ist weltweit die häufigste Krebsart bei Frauen mit HIV und wird zumeist ausgelöst durch humane Papillomviren (HPV-Viren). Von den 311.000 jährlichen Todesfällen betreffen 90 Prozent Länder geringen oder mittleren Einkommens (mehr).

Laut UNAIDS liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein invasiver Gebärmutterhalskrebs entwickelt, bei HIV-positiven Frauen bis zu fünfmal höher als beim Durchschnitt. Zugleich ist das Risiko einer HIV-Infektion doppelt so hoch für eine Frau, wenn sie eine HPV-Infektion hatte.

Im Kontext von HPV und HIV ist zudem bei einigen Schlüsselgruppen das Analkarzinom hervorzuheben. Besonders Männer, die Sex mit Männern haben und HIV-positiv sind, weisen dafür ein erhöhtes Risiko auf (mehr).

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