E.1: Präventionsformen

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Prävention bildet ein wichtiges Werkzeug der Arbeit gegen HIV. Dies gilt umso mehr, da eine Heilung weiterhin nicht in Reichweite liegt. Idealtypisch wird in der Prävention zwischen drei Ebenen unterschieden:

  • Primärprävention zielt auf die Vermeidung der Ansteckung, etwa durch Aufklärung oder den niedrigschwelligen Zugang zu Kondomen und sauberen Nadeln.
  • Sekundärprävention greift nach einer Infektion und soll Erkrankungen verhindern, z.B. durch Früherkennung den Übergang zu einem chronischen Zustand wie Aids vermeiden.
  • Tertiärprävention versucht, im Zuge einer erfolgten Erkrankung der Verschlechterung des Zustandes entgegen zu wirken. Den Komplikationen und Folgeerkrankungen können z.B. bei Aids-PatientInnen durch Pflege und Rehabilitation begegnet werden.

Die Ebenen sind nicht voneinander getrennt zu betrachten - im Gegenteil, sie sind eng verschränkt. Prävention bedeutet auf allen dreien nicht nur, die individuellen Risikofaktoren zu minimieren (Verhaltensprävention) oder lediglich medizinische Ansätze ins Auge zu fassen. Vor allem auch Verhältnisprävention kann positiven Einfluss nehmen. Sie adressiert strukturelle Faktoren, die sich auf Gesundheit auswirken.

Verhältnisprävention ist oftmals der komplexere und „mühseligere“ Teil der Arbeit. Wirklich nachhaltig kann dem HI-Virus jedoch nur begegnet werden, wenn die größeren Rahmenbedingungen stimmen. So liegt bspw. in Deutschland eine Ursache für die oft bestehende medizinische Mangelversorgung von Menschen in Haft darin begründet, dass die Leistungen nicht über die Krankenkassen und Sozialsysteme finanziert werden, sondern über begrenzte Haftbudgets (mehr).

Prävention muss menschenrechtsbasiert und zielgruppengerecht erfolgen, inklusiv wirken sowie Selbsthilfe und Selbstorganisation fördern. Dies bedarf einer guten Analyse, sowie konkreter Planung und sollte als „kombinierte Prävention“ mehrere Ebenen adressieren.

 

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Ein Ansatz, der dafür als ein Beispiel herangezogen werden kann, ist das SWOP („Sex Worker Outreach Programme“) der University of Manitoba, Kanada. Ziel des bereits seit 2008 existierenden Projekts im kenianischen Nairobi County (siehe Abbildung), ist die Gesundheitsförderung und die Verbesserung der Sicherheit von SexarbeiterInnen (mehr).

Das Outreach-Angebot umfasst unter anderem HIV/STI-Tests, Beratung und Behandlung, Familienplanung, Kondomverteilung und psychosoziale Unterstützung. Zusätzlich werden in der Sexarbeit Tätige über gesundheitliche Themen aufgeklärt und informiert. Um einen Ausstieg aus der Sexarbeit zu ermöglichen, wird die Möglichkeit angeboten, eine Berufsausbildung zu beginnen. SWOP arbeitet mit Peer Educators, es arbeiten also Menschen aus der Sexarbeit in dem Projekt mit. Auch auf politischer Ebene zeigt SWOP Wirkung. So hatte das Programm Einfluss auf die Richtlinien zu HIV/STI-Maßnahmen bei SexarbeiterInnen im Land.
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