A.1: Alte Krankheit, neue Ausmaße

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Der Diabetes mellitus wurde bereits im alten Ägypten als Krankheit beschrieben. Seither hat er sich zu einer der zehn häufigsten Todesursachen weltweit entwickelt. 2014 waren laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 422 Millionen Menschen daran erkrankt. Über 90% der Fälle entfallen dabei auf den Diabetes mellitus Typ 2 (DM2). 2015 war Diabetes für weltweit mehr Todesfälle verantwortlich als HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria zusammen, so die WHO.

Diese massive Ausbreitung wird oft als stille Epidemie bezeichnet, da bei schätzungsweise der Hälfte aller Betroffenen keine Diagnose erfolgt.

In jüngerer Zeit wurde das weit verbreitete Bild von Diabetes als einer „Wohlstandskrankheit des alternden globalen Nordens“ über den Haufen geworfen, denn:

  • Diabetes ist auch in abgelegenen Regionen des globalen Südens zu finden, nicht nur in westlichen Industrieländern.
  • Diabetes verbreitet sich verstärkt in armen Bevölkerungsteilen.
  • Diabetes tritt immer häufiger auch bei Kindern und Jugendlichen auf.

Die Krankheit ist eine "Globalisierungsgewinnerin" - fast 80% der Menschen mit Diabetes leben nach Schätzungen mittlerweile in Ländern niedrigen und mittleren Einkommens. In einigen Regionen zeigten sich die entsprechenden Auswirkungen früh, etwa im Westpazifik, dem ersten Hot Spot der Erkrankung. Dort wurden in  einigen Inselstaaten bereits Mitte der 1970er Jahre Diabetes-Prävalenzen von über 30% erreicht. 

 

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In anderen Gegenden ist das Problem neu und führt zu teils paradoxen Situationen. So verursachten Dürren 2017 in Kenia eine massive Welle von Unterernährung im ländlichen Raum. Nur ein Jahr später zitierte die New York Times einen kenianischen Kardiologen mit der Aussage, die vorherrschende, vor allem urbane Epidemie von Übergewicht und Folgekrankheiten wie Diabetes sei „wahrscheinlich die schlimmste, die das Land je sehen wird und auf lange Sicht möglicherweise schlimmer als die HIV-Epidemie der Neunziger“.

 

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